Was ist eine somatoforme Störung?
In Anlehnung an das griechische Wort sóma (Körper) umfasst die somatoforme Störung eine Gruppe von Erkrankungen, deren wesentliches Merkmal das Auftreten unklarer körperlicher Symptome ohne eindeutige organische Ursache ist. Häufig werden Symptome im Herz- oder Magen-Darm-Bereich beklagt, jedoch kann auch eine unerklärliche, anhaltende Müdigkeit oder ein generalisiertes Schmerzempfinden der Krankheit Ausdruck verleihen. Die Betroffenen haben einen hohen Leidensdruck; ihr Alltag ist neben der Beeinträchtigung durch die körperliche Symptomatik auch von Sorgen und funktionellen Einschränkungen gekennzeichnet.
Die somatoforme Störung tritt häufig in Begleitung anderer psychiatrischer Diagnosen wie z. B. Angststörungen oder Depressionen auf. Gemeinsam mit diesen stellt sie den größten Anteil der psychischen Erkrankungen in Deutschland dar. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Da eine differenzierte Diagnose durch eine Psychotherapie häufig erst nach langer Krankheitsdauer und etlichen Facharztkonsultationen gestellt wird, etablieren sich die einhergehenden Verhaltens- und Vermeidungsmuster der Betroffenen manchmal über Jahre.
Welche Erscheinungsformen beinhaltet die somatoforme Störung?
Handelt es sich um etliche, mehrfach wechselnde körperliche Symptome verschiedener Organsysteme ohne einen organischen Grund, so spricht man von einer „Somatisierungsstörung“. Ein inkomplettes oder erst seit kurzem bestehendes Krankheitsbild wird als „undifferenzierte Somatisierungsstörung“ bezeichnet. Beschwert von großem Leidensdruck ist der Betroffene stark symptomfixiert und weigert sich, das Fehlen organischer Ursachen anzuerkennen.
Anders verhält es sich bei der „hypochondrischen Störung“, bei welcher die teilweise sehr ausgeprägte Überzeugung existiert, an einer ganz bestimmten Erkrankung, oder auch an wechselnden schweren Erkrankungen zu leiden. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht gelegentlich ein einzelnes Organsystem oder Körperteil. Eine Unterform der Hypochondrie stellt die „somatoforme autonome Funktionsstörung“ dar, welche sich auf vegetativ innervierte Organsysteme bezieht, beispielhaft ist die Herzneurose.
Die „anhaltende somatoforme Schmerzstörung “ hingegen ist gekennzeichnet durch quälende Schmerzen ohne zugrunde liegende somatische Ursachen.
Wie entsteht eine somatoforme Störung?
Die Ausbildung einer somatoformen Störung ist selten auf einen einzigen Faktor zurückzuführen. Vielmehr können eine Vielzahl genetischer, sozialer, traumatischer und erworbener Einflüsse in Kombination mit Stress, emotionalen Belastungen und einer Neigung zum besorgten Umgang mit körperlichen Beschwerden die Verstärkung „normaler“ Körperprozesse bewirken. Dies wiederum zieht stärkere Besorgnis nach sich, was im Sinne einer Rückkopplung zur weiteren Verstärkung der Symptomatik beitragen kann. Der enge Zusammenhang zwischen seelischer Befindlichkeit und körperlichen Symptomen bildet sich über den Einfluss von Stresshormonen oder mittels vegetativer Beschwerden ab. Dies erschwert die diagnostische Isolierung einer einzelnen, konkreten Ursache.
Was können Sie tun, wenn Sie eine somatoforme Störung vermuten?
Bei körperlichen Beschwerden ist Ihr*e Hausärzt*in die erste Adresse. Diese*r wird im Gespräch und durch ausführliche Untersuchung feststellen, ob eine körperliche Ursache für Ihre Befindlichkeit existiert und idealerweise mit Ihnen bei Bedarf erörtern obSie eine Psychotherapie in Erwägung ziehen. Ihr*e Psychotherapeut*in wird Ihnen je nach Art Ihrer Beschwerden eine verhaltenstherapeutische oder multimodale Psychotherapie empfehlen. Es ist zunächst wichtig, dass Sie Ihre eigene Situation reflektieren. Durch eine Veränderung Ihrer Bewertungsmuster und das gezielte Einüben von Bewältigungsstrategien können Sie dann, gemeinsam mit Ihrer Psychotherapeutin oder Ihrem Psychotherapeuten, Handlungsansätze für ein Leben in zunehmender Beschwerdefreiheit entwickeln und bewahren.
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