Gesundheitsstörungen haben in den meisten Fällen sowohl eine körperliche („somatisch“) als auch eine seelische („psychisch“) Dimension. Die Entstehung von Symptomen kann mal mehr auf der einen oder der anderen Seite liegen. Insofern ist eigentlich jede Gesundheitsstörung psychosomatisch. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter einer psychosomatischen Störung eine Gesundheitsstörung mit körperlichen Symptomen, die im Wesentlichen seelische Ursachen hat. Darum geht es im folgenden Text. Psychotherapeutische Unterstützung kann aber auch in vielen andern Fällen den körperlichen Heilungsprozess oder auch die Krankheitsverarbeitung bei chronischen Erkrankungen („Coping“) wirkungsvoll unterstützen.
Ihnen wurde vielleicht gesagt, es gebe keine oder jedenfalls keine ausreichende medizinische Erklärung für diese Beschwerden; sie seien vielmehr ganz oder teilweise psychisch bedingt. Meistens handelt es sich dabei um Patient*innen mit Magen-Darm-Leiden, mit Herz-Kreislauf-Problemen, mit Beschwerden im Genitalbereich, mit Hautproblemen oder mit Schmerzen. Sie klagen beispielsweise über Übelkeit, Blähungen, Druckgefühle im Bauch, Durchfall, häufiges Aufstoßen, Kloßgefühl im Hals, Mundtrockenheit, unangenehmen Geschmack im Mund, Erbrechen, Atembeschwerden, Herzklopfen, Herzstolpern, Schwindelgefühle, Brustschmerzen, erhöhten Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, sexuelle Unerregbarkeit, Erektionsstörungen, Impotenz, frühzeitiger Samenerguss, Hautflecken, Farbveränderungen der Haut, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gliederschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen oder Taubheits- und Kribbelgefühle.
Kann Psychotherapie körperliche Schmerzen lindern?
Patient*innen mit körperlichen Beschwerden kommen anfangs häufig mit einer eher skeptischen Einstellung zu uns in die Psychotherapie. Die Auskunft der Ärzt*innen, ihre Symptome hätten etwas mit ihrer Psyche zu tun, erscheint ihnen möglicherweise wie eine Ausrede. Oft sind sie nämlich fest davon überzeugt, dass es eine körperliche Ursache ihrer Beschwerden geben müsse, dass die Ärzt*innen diese nur noch nicht gefunden hätten – sei es, weil die Mediziner*innen ihren Fall nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit und Sorgfalt untersucht haben oder weil es ihnen an der nötigen Kompetenz mangelt.
Nicht selten erleben Patient*innen den Verweis auf mögliche psychische Probleme auch als Beleidigung: „Sie sind verrückt“, oder sie fühlen sich in ihrem Leiden nicht ernst genommen: „Sie bilden sich das alles nur ein“. Hinzu kommt, dass sich viele Patient*innen einfach nicht vorstellen können, wie denn psychische Probleme ein körperliches Symptom wie beispielsweise Schmerzen im Rücken oder eine Verfärbung der Haut hervorrufen können sollen.
Was Patient*innen mit medizinisch unerklärten Körperbeschwerden in der Psychotherapie zu erwarten haben, ist zunächst einmal eine Menge Geduld und Aufmerksamkeit. Anders als die meisten unserer ärztlichen Kolleg*innen verfügen wir nämlich über die zeitlichen Kapazitäten, ausführlich mit unseren Patient*innen über ihre unterschiedlichen körperlichen Leiden zu sprechen und dabei genau zu eruieren, zu welchen Zeiten und in welchen Situationen diese auftreten, wo im Körper sie wie stark spürbar sind und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern. Auf dieser Grundlage können wir mit ihnen gemeinsam das Für und Wider unterschiedlicher Erklärungsansätze abwägen und daran anschließend – oftmals in Absprache mit anderen Behandelnden – sinnvolle Maßnahmen zur Linderung mit Ihnen planen.
Maßnahmen bei psychosomatischen Erkrankungen
Dabei geht es zum einen um Maßnahmen, die auf die belastenden Beschwerden selbst gerichtet sind. Psychotherapeutische Verfahren wie Biofeedback, Entspannungstraining und Veränderungen in der Lebensführung erzielen mitunter erstaunliche Wirkungen. Zum anderen beschäftigen wir uns aber auch mit den Folgeerscheinungen der körperlichen Beschwerden.
Manche Patient*innen quälen sich beispielsweise mit Angst und Sorgen darüber, nichtzutreffend diagnostiziert worden zu sein und womöglich unentdeckt eine schlimme Krankheit wie Krebs oder einen Hirntumor zu haben. Anderen sind ihre Beschwerden vor anderen peinlich. Sie leiden darunter, dass sie keine vollständige Gewissheit darüber erhalten, was mit ihnen los ist, oder sie fühlen sich hilflos, weil sie die Beschwerden nicht kontrollieren können. Auch Wut und Enttäuschung über sich selbst oder über das medizinische Versorgungssystem kommen nicht selten vor. Auf diese Weise erzeugen die ohnehin schon quälenden körperlichen Beschwerden oft noch zusätzlich psychischen Stress.
Viele unserer psychosomatischen Patient*innen sind darüber hinaus starken Belastungen durch einschneidende Lebensereignisse oder durch andauernden Alltagsstress im Beruf oder in der Familie ausgesetzt. Die eingehende Auseinandersetzung mit diesen unterschiedlichen Stressfaktoren und die Erarbeitung geeigneter Bewältigungsstrategien trägt, zum Erstaunen vieler Patient*innen, nicht nur ganz allgemein zur Verbesserung der Lebensqualität bei, sondern bringt häufig auch einen Rückgang der körperlichen Beschwerden mit sich.
Dies beobachten wir im Übrigen auch bei Patient*innen, bei denen eindeutig eine körperliche Ursache ihrer körperlichen Beschwerden vorliegt (beispielsweise ein Bandscheibenvorfall bei Rückenschmerzen oder eine Lebensmittelunverträglichkeit bei Magen-Darm-Leiden).
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie wir Sie zielgerichtet unterstützen können und wie Sie einen ersten Beratungstermin bei uns vereinbaren, dann erfahren Sie hier mehr: